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Wenn Spontanität belohnt wird

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Es ist Oktober und das bedeutet, die Festivalsaison ist vorbei. Die Konzerte verlagern sich wieder in kleinere oder größere Clubs und Venues, während man sich voll und ganz auf einen Künstler/ eine Band konzentriert. In letzter Zeit war ich aber ein bisschen in meiner eigenen Genervtheit gefangen — aufgrund von Stress, viel Arbeit und Dingen, die nicht funktionierten. Ich schob vieles vor mich her und selbst das Heraussuchen von Konzerten und Karten bestellen waren zwei Dinge, die mich nur vom Schlafen abhielten — was ich sehr gerne tue, wenn ich freihabe. Ich musste also dringend mal wieder was für mich tun.

Dann erwischte ich mich dabei, dass ich auf Facebook viele Veranstaltungen sammelte, ab und zu rein schaute und mir unbewusst dachte: “Da gehst du ja eh nicht hin.” Ha! – dachte ich mir, als ich mich am Dienstag bei diesem Gedanken erwischte – das wäre doch gelacht! Und entschied mich noch am selben Tag, auf das Konzert von Lucy Rose zu gehen.

Lucy Rose @ Privatclub Berlin

Und es war ganz zauberhaft. Denn sie ist eine äußerst sympathische Persönlichkeit, wie sie dort mit ihrer Gitarre auf der Bühne stand, nur ab und zu vom Keyboard oder Cello begleitet. Ein bisschen schüchtern und manchmal sehr unsicher, wenn sie neue Songs oder vielleicht ganz alte spielte, die sie nicht perfekt kann. Das für jeden Fan wohl Beste an dem Konzert war, dass sie kein festes Set spielte, sondern alle Wünsche aus dem Publikum erfüllte.

So kam es dann auch, dass sich jemand einen ganz alten Song wünschte. Bei dem sie sich gar nicht so sicher war, ob sie ihn aus dem Stegreif spielen kann. Doch echte Fans wäre keine, wenn sie nicht jeden Song auswendig wüssten. Also sangen einige aus dem Publikum laut mit – was an sich schon ein sehr besonderer Moment war. Aber es kam noch besser, denn auf einmal stahl sich eine Alice Hills mit auf die Bühne und sang den Song als zweite Stimme mit – und überraschte so nicht nur das Publikum, sondern auch Lucy Rose selbst.

Lucy Rose Alice Hills @ Privatclub Berlin

Da zeigt sich wieder, dass Spontanität belohnt wird, mit tollen Konzerten und wunderbaren, magischen Momenten, die ich hier gar nicht in der Lage bin angemessen zu beschreiben.

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Mit Musik durch Berlin No. 24

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Yesterday Shop live @ ufAir

Mit viel Glück und ein bisschen Zufall kam dieses “Mit Musik durch Berlin” zustande. Denn das erste Konzert, das von Árstíðir im Privatclub, fiel mir nur beim durchschauen der Konzerteliste der KoKa36 auf. Ich entdeckte den isländischen Namen der Band und googlete sie kurz. Ein paar YouTube Videos später klickte ich mir eine Karte für das Konzert am 7. Juli, denn ihr emotionaler Pop mit klassischen Instrumenten überzeugt mich, ohne vorher jemals etwas von Árstíðir gehört zu haben.

Das Konzert war auch ganz wunderbar, die Band bestand aus sechs ausgebildeten Musikern, die keine artzy-experimentielle oder ausschließlich klassische Musik machte. Irgendwie war es nicht irdisch -was ist das Gegenteil von irdisch? Außerirdisch? Jedenfalls unnormal gut und so anders als die ganzen Popkonzerte. Es war groß, aber nicht bombast. Es war alles so ruhig und bedeutungsschwanger. Die Vibration in der Luft, die Seele am baumeln, die Zeit stand kurz still. Ein Ausschweifen des Wohlbefindens. Sie spielten eine dreiviertel Stunde, machten eine Pause und spielten nochmal so lang. Dann selbst so begeistert von der Atmosphäre im Privatclub, sangen sie noch ein, zwei traditionelle isländische Lieder a kapella. Und es war kein Stück cheezy! Wenn ihr etwas völlig außerweltliches, besonderes und berührendes hören wollt, dann besucht ein Konzert von Árstíðir.

Der Vollständigkeit halber muss das Introducing im August mit Still Parade, Beacon und To Kill A King erwähnt werden. Leider überzeugt keine der drei Bands wirklich, das Introducing war schon mal besser. Beacon waren zwar ganz interessant, aber sie schafften es nicht den Funken überspringen zu lassen. Es ist mal was zum Chillen zwischendurch, aber nicht mehr. Schade.

Als letztes kommen wir zum Glücksfall, denn letzte Woche gewann ich Tickets für das ufAir Festival 2013. Das Festival war ein bisschen absurd-lustig, weil es in Berlin so jwd gelegen war (3 Stationen außerhalb der Ringbahn!) und alle so aussahen, wie meinem Abijahrgang entsprungen. Irgendwie waren alle so ordentlich angezogen, aber ohne jegliches Stil oder Charakter, den man hätte erkennen können. Jeans und T-Shirt. Ich dachte mir nur wo “WTF, die laufen alle so rum, wie ich zur Abi-Zeit”. Nein, ich hatte damals nicht sonderlich viele Hobbies noch Überzeugungen oder eine bestimmte Einstellung. Das war das absurde. Ich wollte wieder zurück in mein dreckiges Berlin.

Aber back to the music: Es spielten Yesterday Shop (siehe Bild oben) und Super700, ganz adrett und dem Ambiente entsprechend. Nicht ausufernd aber mit viel Liebe. Ich mochte das Album “Lovebites” von Super700 immer sehr gern und mich überraschte, dass die Band die Songs nicht wie auf Platte spielte, sondern neu interpretierte. Ganz fabelhaft. Eine Sache, die viel zu selten passiert. Dass eine Band überrascht, indem sie live eine ganz andere Art hat zu spielen als auf Platte. Für alle wirklichen Fans wohl ein schöner Moment. Ich befürchte nur, dass alle anderen es ein bisschen langweilig finden können.

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Das letzte Tame Impala Ticket

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Gestern habe ich tatsächlich das letzte Ticket von Tame Impala erstanden. Das letzte. Es ist jetzt ausverkauft. Ich dachte, es wäre mal an der Zeit Tame Impala live zu sehen. Außerdem ist der Juli Kontzertetechnisch echt dürftig. Es gibt ca. vier interessante Konzerte, die an zwei Tagen stattfinden.

Dazu erstand ich Karten für Árstíðir. Eine isländische Band (was denn sonst?!), die ich absolut nicht kenne. Ihren Namen hatte ich nur bei der KoKa36 gesehen, kurz recherchiert, ob sie wirklich aus Island kommen und dann gleich bestellt. Die klingen gar nicht so verkert und der Privatclub ist bestimmt die beste Location für so ein Konzert.

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Ein “mit Musik durch Berlin” der Träume

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Um genau zu sein, müsste dies das “Mit Musik durch Berlin No. 21” sein. Aber dafür muss ich noch die Konzerte 15-20 im Blog aufarbeiten, was ich durchaus noch vor habe. Versprochen. In den letzten paar Wochen bekam ich aber meine totalen Highlights zu sehen und das kann ich nicht einfach so verareiten, wenn ich nicht langsam darüber schreiben kann.

Wie wahrscheinlich jeder schon weiß, stehe ich total auf Island. Diese Insel hat so viel faszinierendes und zieht mich mit so vielem an. Doch vorallem beschränkt sich meine Obzession vorerst auf die Musikszene und schon seit Jahren verfolge ich die Europatouren von Sin Fang und allen anderen. Gerade Sin Fang nimmt eine Sonderrolle ein. Warum, tja, warum verliebt man sich in Menschen, Musik oder Orte? Ich weiß es nicht. Es ist einfach so. Er macht Pop, aber kaum Kommerz. Er bemüht sich immer um einen Teil, der völlig aus der Reihe fällt. Seien es psychedlische Videos oder merkwürdige Klänge. Er macht Presse Fotos mit gehäkelten Bärten, Bärten aus Blumen oder Ästen, die aus seinem Mund heraus wachsen. Vielleicht ist es das Gesamtkonzept, das mich auf einer Ebene berührt, auf der ich nicht mehr klar agumentieren kann. Ich will es auch gar nicht. Musik hat viel mit Gefühlen zu tun.

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Und jetzt war tatsächlich der Moment gekommen: Am Mittwoch sah ich Sin Fang live im Grünen Salon, Berlin. Es war ein sehr schönes Konzert. So viel Sympathie wie die Band von Sin Fang und die Mädchen von Pascal Pinon herüber brachten wird wohl auf Ewig unerreichbar sein. Auf jeden Fall erreichten sie mich, dass ich sie sofort in mein Herz schloss und am liebsten als meine absofortigen besten Freunde deklariert hätte. Gerade der Grüne Salon ist für sowas gemacht: Konzerte auf Augenhöhe – hier spielen Freunde und Musiker zum Anfassen ohne Berührungsängste.

Sin Fang live zu erleben ist auch etwas ganz anderes, als sich seine Musik auf Platte anzuhören. Sein Gesang wirkt kraftvoller und verschwindet nicht so schnell wieder hinter dem vielseitigen Sound, den vielen Kleinigkeiten, raschelnden Instrumenten, Glocken oder Loops. Live ist es die perfekte Harmonie zwischen Gesang und Hintergrund. Ich hätte ihm stundenlang zuhören können. Ein bisschen berauscht und im inneren Frieden ging ich dann von dem Konzert, ohne dem Moment hinterher zu trauern. Denn ich habe ihn endlich gesehen und weiß, dass es nicht das letzte Mal gewesen sein wird.

Nur ein paar Wochen zuvor erlebte ich bereits eine andere Isländerin live, die auch mit Sin Fang durch die gemeinsame Band Seabear bekannt ist. Das Konzert von Sóley kann ich wohl mit Fug und Recht als mein wohl emotionalstes bezeichnen. Denn ab dem ersten Ton an fing ich an zu weinen. Warum, das kann ich wieder nur vermuten. Vielleicht weil alles mit ihr begann. Als ich ihre Musik in Finnland sehr intensiv hörte, sie meine Zeit dort prägte und ich endgültig beschloss, dass ich unbedingt nach Island muss. Nicht nur für das Iceland Airweaves oder eine Urlaubswoche, sondern um das Leben dort für ein paar Monate auch als mein Leben bezeichnen zu können. Die Luft zu atmen, die Landschaften mit eigenen Augen zu sehen -und mir nicht nur die Bilder in Reiseführern anzusehen. Die nordische Art erleben, bei der die Menschen mich nicht andauernd zwingen wollen mehr zu reden, jedem daher gelaufenen meine Lebensgeschichte anzuvertrauen. Vielleicht war es auch einfach nur ihr berührender Gesang oder die zarte Musik, ihr ebenfalls super sympathischer Auftritt, ihr nervöses Reden zwischen den Songs, ihre Erklärungsnot an den Stellen, wo es nichts zu erklären gebraucht hätte. Es war einfach umwerfend und ich aufgewühlter denn je, aber glücklich.

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Mit Musik durch Berlin No. 14

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Veto_Lido_berlin

Nachdem ich Veto in Finnland (in Jyväskylä!) das erste Mal live sah und später in Bielefeld auf meinen Beutel der Band angesprochen wurde, war es nun Zeit, diese Band wiederzusehen. In Berlin. Im Lido. Leider habe ich schnell wieder vergessen, wer Vorband war und offensichtlich war diese auch nicht sehr überzeugend.

Mit dem Livespiel von Veto selbst war ich am Anfang auch nicht wirklich glücklich. Mit fehlte die Power, das Bäm, was ja die meisten Songs ausmacht. Sie fingen mit vielen eher zurückgenommenen Liedern an. Es zog sich. Trotzdem gelang ihnen noch die Wende. Dann ging’s wieder richtig los, man konnte sich verlieren in dem Beat, sich fallen lassen. Der Bass diktierte die Bewegungen -und der Teil zum Ausrasten kam nicht zu kurz.

Noch einige Tag vor dem Konzert von Veto, kam es zu einer zufälligen Verkettung spontaner Ereignisse. Ich bekam Besuch in Berlin. Dass ich überhaupt mal Besuch bekomme, ist ja äußerst selten. Dennoch mit Konzerten kann man den ein oder anderen locken. Was zog, war der Chesterfield F6 Music Award, bei dem einige junge deutsche Bands gegeneinander um die Gunst einer Jury buhlten. Neben Perlen wie In Golden Tears spielten auch Harry Bushh. In Mittweida eine bekannte Band, spielten sie doch beim Bandcontest “Sachsen Rockt!” 2011.

Das Astra war rappelvoll als wir ankamen. Der Türsteher zählte nach uns sogar schon die letzten 5 Leute ab. Der Eintritt war kostenlos, es wurden aber leider keine Kippen verteilt, wie ich anfangs gehofft hatte vermutete. Das Gesamtangebot an Newcomer Bands war durchwachsen. Es gab gute, wie die beiden erwähnten, aber auch ultra schlechte mit stereotyper Alt-Rock-Musik. Und allen fehlte irgendwie der Draht zum Publikum, außer Harry Bushh. Die Jungs in den knappen Sporthosen wissen nämlich, wie man die Leute animiert. Erstens: Kleine Handtücher mit zum Konzert zu nehmen, ist Pflicht. Das musste ich mir auch erst noch erklären lassen. Zweitens: Alle fangen an mit diesen Handtüchern zu wedeln. Klar? Tanzen, steil gehen, die Luft zirkulieren und den Endorphinen freien Lauf lassen.