In letzter Zeit sind die Durststrecken zwischen den Konzerten wieder größer geworden, aber so ganz ohne Livemusik geht das ja nicht hier in Berlin. Außerdem gibt es Unmengen an kostenlosen Gelegenheiten, ganz fantastische Bands live zu sehen. Deshalb hier, da die Erinnerungen noch frisch sind, in umgekehrt-chronologischer Reihenfolge meine letzen 3 Konzertabende.
Caroline Labelabend @ Prince Charles, 15.04.2014
Dienstag Abend war ich Glückskind beim Caroline Labelabend. Denn der Eintritt zu dem exklusiven Showcase, war nur zu gewinnen. Seit Wochen ein bisschen aufgeregt, habe ich also der Verlosung entgegengefiebert, denn Glass Animals und Slow Club sollten im Prince Charles spielen. Beides Bands, die ich erst vor Kurzem entdeckt habe, von denen ich aber hellauf begeistert bin.
Slow Club machen sowas wie Singer/Songwriter-Musik bloß in cool. Man nenne es Alternative. In jedem Fall ist es sehr schöne, berührende Musik, mit der das Sheffielder Duo eine intime Atmosphäre schafft. Vollends gefesselt war ich von ihrem Cover von Future Islands “Seasons (Waiting On You)“, das mich mit seiner Einfachheit und Größe total fertig macht.
In heimeliger Atmosphäre spielten sie am Abend im Prince Charles leider nur eine halbe Stunde. Das Schicksal, die erste Band des Abends zu sein, sollte niemals mit einer so stark limitierten Auftrittsdauer belegt sein. Dennoch verfehlten sie es nicht, uns angemessen auf den musikalischen Abend vorzubereiten. Trotzdem Slow Club sehr zurückgenommene und langsame Musik machen, ließ es sich die Sängerin nicht nehmen, in jeder Pause zwischen den Liedern, auf fast schon bizarr anmutende Weise das Publikum anzufeuern. Es ist nicht auszuschließen, dass sie bereits ein Weinchen zu viel intus hatte.
Auf einer ähnlichen Ebene wie Slow Club bewegen sich Glass Animals, nur dass sie vielleicht mehr Flow haben. Ihre Songs, besonders “Gooey” (ein Meisterwerk der Dichtkunst), sind geschmeidig wie Seide, gehen runter wie Öl und können gerne als “Sexy Music” bezeichnet werden. Ihr Liveauftritt war aber wesentlich rockiger, als ich es vermutet hätte. Im vierköpfigen Bandensemble stachen die Drums deutlich hervor und ließen die elektronischen Melodien etwas nach hinten treten.
Nordic By Nature “Oslo Night” @ Prince Charles, 09.04.2014
Ich kann zwar nicht auseinanderhalten welche Band, wann gespielt hat, aber an dem von Nordic By Nature organisierten Abend sollen Torgny, Sprutbass und Intertwine gespielt haben, wobei ich nicht ausschließen möchte, dass ich nur zwei der drei Bands live sah. Dieser Abend war ein bisschen verwirrend und ich leider sehr früh geschafft vom Tag und meinen derzeit absurden Schlafgewohnheiten. Hinzu kam eine unangenehm lange Pause zwischen der ersten Band und der zweiten.
Nachdem die erste Band, vermutlich Intertwine, mit schöner Bühnendeko – nämlich neon-blauen Leuchtketten – beeindruckte und ein bisschen experimentierfreudigen Indie mit Trompeten zum Besten gaben, übernahm ein DJ das Feld. Sein “Set” lud zwar zum Tanzen und Feiern ein, jedoch erschwerten die Pausen zwischen den einzelnen Tracks, das in die Tat umzusetzen. Als dann noch ein Typ in Shorts und einer weißen College-Jacke aus synthetischem Stoff auf die Bühne sprang, war ich leicht irritiert. Während ich mich fragte, was dieser hyperaktive Typ dort zu suchen hatte, begann er frei jeglicher Melodie auf die folgenden Beats zu “singen”, wenn man das so nennen kann. Ein gewisser Unterhaltungswert war ihm nicht abzusprechen, musikalisches Talent und modischer Stil aber schon.
MØ @ Magnet Club, 19.03.2014
Und hier kommt die große Lücke zwischen den Konzerten. Fast ein ganzer Monat lag zwischen der Oslo Night und dem Konzert von MØ. Unvorstellbar. Vier Woche ohne Konzert, wie konnte ich das nur überstehen? Vielleicht einfach, weil das Konzert von MØ so wunderbar war. Zu Beginn hätte ich es kaum geglaubt. Es war immerhin der dritte, wenn nicht sogar der vierte Auftritt, den ich von ihr sah? Außerdem mag ich den Magnet als Venue nicht besonders. Glücklicherweise musste ich diesmal nicht hinter dem Pfeiler stehen, der so passend Mitten im Raum platziert ist.
Es dauerte ein, zwei Songs, bis die Dänin wirklich in Fahrt kam. Aber dann war sie nicht mehr zu stoppen und verbrachte mehr Zeit im Publikum, auf dem Publikum oder auf dem Tresen der Bar als auf der Bühne. Immer wieder hüpfte sie von der Bühne in den proppenvollen Raum, tanzte mit Fans oder ließ sich auf Händen tragen und bot das unterhaltsamste, aktivste Konzert, das ich bis hier hin von ihr sah. Ihre Bühnenpräsenz ist immer beeindruckend und ihre Musik lässt nichts anderes zu, als loszulassen und sich dem Sound hinzugeben, zu tanzen und den Moment auszukosten.