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Von Werten und Definitionen

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Wenn mich ein Thema sehr interessiert, beschäftigt oder aufregt, muss ich ihm auf den Grund gehen, seine Quelle ausfindig machen. Das ist so eine Angewohnheit von mir und in letzter Zeit regt mich ein Thema regelmäßig auf. Denn ständig spülen mir sämtliche Lifestyle Magazine und Blogs die immer gleiche Debatte von unserer angeblichen “Generation Beziehungsunfähig” in die Timeline.

Wenn mich etwas mehr aufregt als alles andere, dann die Behauptung wir, meine Generation, die Gen Y, wären nicht in der Lage Beziehungen zu führen. Würden echter Liebe aus dem Weg gehen. Überhaupt würden wir uns an nichts und niemanden binden und alles als eine Zwischenstation sehen. Nur vorübergehend irgendwo wohnen, irgendwelche Freunde haben, irgendeinen Job machen, obwohl wir eigentlich etwas anderes machen wollen, und uns in lockere Partnerschaften möglichst ohne Verpflichtungen begeben.

Aber so ist es nicht. Diesen Stempel kann man nicht einfach auf so viele Menschen drücken. Denn meistens scheitern Beziehungen an unterschiedlichen Vorstellungen und Erwartungen an das Zusamensein, an die eigene oder gemeinsame Zukunft und vom Leben allgemein. Das habe ich zumindest aus meinem kleinen Erfahrungsschatz gezogen. Menschen ändern sich und damit auch ihre Wünsche und Träume und vielleicht sogar ihre Werte, Einstellungen und Sicht auf die Dinge. Das ist aber kein Grund alle als “beziehungsunfähig” zu abzutun.

Die Quelle allen Übels oder zumindest der unsäglichen Bezeichnung “Generation Beziehungsunfähig” kommt von dem gleichnamigen Buch von Michael Nast, das wie ich glaube, keiner der vielen Redakteure wirklich gelesen hat. Es wirkt so, als hätten sie nur den Titel gelesen und sich dann aufgeregt. Dabei ist das Buch voller humorvoller Geschichten über das Leben, Berlin, Beziehungen, Freundschaft und persönlicher Entwicklungen. Es Beschreibt die Schwierigkeiten und den Zweifel dabei, veralteten Werten von Schule, Job, Heitrat, Kinder usw. hinterher zu eifern. Die Welt ist eine andere als zu Zeiten unserer Eltern und Großeltern und deshalb sollten ihre Werte bei uns keinen so großen Stellenwert mehr einnehmen. Sie lassen sich eh nicht einfach so auf unsere Art zu Leben aufzwingen.

Wir brauchen unsere eigenen Werte und wir täten gut daran, sie endlich mal für uns zu definieren, anstatt uns von dieser Diskrepanz und daraus hervorgehenden Selbstzweifeln zerfressen zu lassen.

Vielleicht müssen wir nicht mehr den Partner fürs Leben finden und vielleicht sollte das auch einfach jeder für sich selbst entscheiden, es akzeptieren und dementsprechend handeln.

Wovor haben wir Angst?

4 Comments Join the Conversation

  1. Solche Bezeichnungen kommen ja oft von Außenstehenden (hier eben von Leuten, die nicht Teil der Generation Y sind), um sich das alles ein bisschen einfacher zu machen und nicht weiter nachfragen oder -forschen zu müssen, warum das eigentlich alles so ist.
    Außerdem war die Welt viel schöner, als die Frau noch zuhause blieb und die Kinder erzog, während der Mann irgendwas arbeitete, um die Familie zu ernähren. Da gab es halt auch nicht so viele Diskussionen und alle waren sich einig. :)

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    • Ich warte noch auf den Shitstorm, wenn jemand deinen Kommentar entdeckt ;)
      Das Ding ist, dass diese Artikel über le “Generation” je genau von Leuten geschrieben werden, die ihr angehören. Es klingt für sie vielleicht einfach nach einer guten Ausrede, warum alles so ist, wie es ist. Und aufregen kann man sich darüber auch. Jackpot. Wenn es allen so geht, muss ich mich ja nicht verändern.

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  2. Ach was Shitstorm, das war doch alles ironisch gemeint! :)
    Aber meinst du, diese Artikel kommen von “betroffenen” Leuten? Ich sah da vor allem diese Sprüche von älteren Leute, die die Augen der Kids nur auf Telefonen sehen und bemängeln, dass es ja gar keine richtige Interaktion mehr gibt. Obwohl es nur eine andere Interaktion mit Leuten ist, mit denen man es sich aussucht zu interagieren.
    Aber ich gebe dir auch Recht… es ist eine gute Ausrede, sich mit seinem Schicksal abzufinden. Eine gute, sehr einfache Ausrede. :)

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