Nach einer wirklich langen Durststrecke im Januar, standen in der letzten Woche endlich wieder zwei Konzerte an. Auf das Introducing im Februar verzichtete ich, da viel bedeutenderer Besuch in der Hauptstadt war: Samaris spielten am Dienstag, dem 18. Februar, in der Kantine im Berghain. Nachdem ich sie bereits bei der Berlin Music Week und dem Iceland Airwaves verpasste, konnte ich das Konzert nicht auch noch sausen lassen. Für mich waren sie fast schon für die Erweckung meiner Liebe zur isländischen Musik verantwortlich. Als ich Samaris entdeckte ging es richtig los und ich war in meinem Wahn kaum noch zu stoppen. Seabear und Retro Stefson kannte der geneigte Hipster garantiert schon. Als ich aber auf Samaris stieß, war das etwas Besonderes und ihr mystischer, experimenteller Electro-Pop nahm mich gefangen.
Vor den Isländern bekam aber das Hamburger Duo Parasite Single die Bühne und füllte den Raum zwischen der Bühne und dem Publikum von der abgeranzten Decke bis runter zwischen die Köpfe der Zuschauer mit ihrem Synthie-Pop voll aus. Während die Stimme der Sängerin Lykke Li sehr ähnlich klang, war ihre Musik die poppigere Version von Samaris selbst. Die Songs geleiteten mich so flüssig in meine Tagträume, dass ich mich mehrmals erwischte während des Konzerts mit den Gedanken ganz woanders gewesen zu sein.
Der Auftritt später von Samaris war mindestens ebenso verzaubernd. Wie immer gingen die zwei Mädels des Trios in aufwendigen Kleidern und mit Glitzerpuscheln im Haar und an den Schuhen auf die Bühne. So rausgeputzt spielten sie ihre Songs ganz ungleich derer auf ihrer Platte. Sie ließen sich treiben, entfernten sich mehr vom Pop und schienen ganz aufzugehen in der Freiheit, die ihnen das Livespiel bot. Das einzig irritierende, ablenkende Element des gesamten Konzerts waren die über einen Beamer übertragene Visuals. Es waren Sequenzen verschiedener Filme, die immer wieder im Sekundentakt wiederholt wurden. Als hätte die “Platte” einen Sprung. Und anstatt sich der Musik ganz hinzugeben, zogen diese Monotonen immer gleichen Szenen einen in den Bann.
Konzert Nummer zwei war von mir nicht weniger heiß erwartet. Doch hatte ich Haim bereits vor gut einem Jahr schon gesehen, als sie im Grünen Salon spielten. Es war bewegend und mitreißend, schweißtreibend und ganz und gar erfüllend. Und nicht weniger brannte die Decke, als Haim dieses Mal schon das Astra bespielten. Ihre Livekonstellation hatte sich verändert, denn auf der Bühne standen fünf Bandmitglieder. Ergänzt wurden die Mädels nicht nur von einem Drummer, sondern auch durch einen Mann am Keyboard, den Synthies oder was auch immer er dort hinten machte. In jedem Fall sah er sehr gut aus und das reichte mir für diesen Abend. Noch besser sahen aber die drei Mädels in der Reihe vor ihm aus.
Die Schwestern wirkten professioneller als beim letzten Mal, dafür aber kein Stück weniger begeistert beim Spielen. Es war nicht routinierter, sie waren einfach voll dabei. Eindrucksvoll war ihre Show, bei der sie nach dem ersten Song gleich eine Jam-Session einlegten, 99 Luftballons aus der Versenkung holten und Danielle ein heißes Gitarrensolo nach dem anderen hinlegte. Und mir war vorher niemals klar gewesen, dass die junge Alana eigentlich die geilste Stimme von allen hat und auch viele Gesangsparts übernahm, von denen ich immer dachte, sie würden von der coolen Danielle gesungen. Alana war überhaupt die aktivste auf der Bühne, umzingelt von vielen Instrumenten, die nach jedem zweiten Song umpositioniert werden mussten. Das war mir erst am Donnerstag richtig aufgefallen. Von mir gibt’s für das Konzert eine 1+++ in Sachen Unterhaltung, Leistung und Qualität.