Seit einigen Jahren scheint „Netzwerken“ der Schlachtruf aller Frauen in der Arbeitswelt zu sein. Mit jedem Jahr wird er lauter. Du musst netzwerken, sonst machst du keine Karriere. Ohne ein Netzwerk wirst du die „gläserne Decke“ nicht einreißen können. Nur in einem Netzwerk sind wir Frauen stark.
Ich habe zu dem Ganzen eine geteilte Meinung. Natürlich lese ich fleißig jeden Artikel, der über die sozialen Netzwerke den Weg zu mir findet. Natürlich bewege ich mich auch zwischen Facebook Gruppen der „Digital Media Women“, der „FEMALE FUTURE FORCE“ und „MentorMe“. Natürlich gehe ich zu Networking-Veranstaltungen und natürlich habe ich auch Bücher zum Thema in meinem Regal stehen. Geholfen hat mir das alles aber nur wenig.
Was ich bei solchen Gelegenheiten suche, ist ein professioneller Austausch über Herausforderungen im beruflichen Alltag. Ich suche externes Feedback oder eine neue Perspektive auf Schwierigkeiten. Was ich stattdessen gefunden habe, ist oft ein Wiederkäuen von und Lamentieren über Probleme, ohne nach Lösungen zu suchen.
Ein Netzwerk habe ich bisher nicht aufgebaut. Denn viel zu oft vermisse ich bei all den Veranstaltungen die Verbindlichkeit. Der Ablauf bei solchen Veranstaltungen ist immer derselbe: Man trifft sich oft mit einer bunt zusammengewürfelten Gruppe Menschen aus allen möglichen Branchen und Berufen. Man stellt sich vor, tauscht ein paar Einblicke aus dem beruflichen Leben, schildert Schwierigkeiten und bemerkt — den anderen geht es manchmal genauso. Man findet Gemeinsamkeiten und tauscht Visitenkarten aus oder fügt alle schnell bei LinkedIn hinzu. Damit ist ein Networkingtreffen mitunter „erfolgreich“ beendet.
Danach Funkstille.
Bei der nächsten Veranstaltung dasselbe Spiel, nur mit anderen Mitspielern. Dass jemand Kontakt hält, ist eher die Ausnahme. Für mich ist das weder spannend noch zielführend.
Ich frage mich, wie oft man bei solchen Events noch über Probleme reden muss, bevor ein konstruktiver Austausch in Fahrt kommt. Vielleicht müssen „wir Frauen“ erstmal mehr und öfter über unsere Probleme und Schwierigkeiten sprechen, bis wir merken: Wir sind nicht allein und wir sollten etwas dagegen tun.
Die Lösung kann aber auch sein, dass solche Events selbst ein Ziel brauchen. Im letzten Jahr war ich Mentee im Mentoring-Programm von MentorMe. Das Programm umfasst nicht nur ein Mentoren-Matching, sondern über das ganze Jahr verteilt verschiedene Workshops, Themenabende sowie themengebundene Stammtische u.a. für Gründerinnen, Eltern oder Young Professionals.
Diese Events haben mir zwar immer noch kein Netzwerk verschafft. Aber aus jedem dieser Abende habe ich etwas für mich herausziehen können. Zu keinem Zeitpunkt habe ich sie als verschwendete Zeit empfunden — ganz im Gegenteil zu den Networkingtreffen nur um des Networkings willen.