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Rückblick auf eine Woche schöner Ausblicke und schmerzender Füße

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Eigentlich würde ich am liebsten jedes Jahr zum Urlaub nach Island fliegen. Tatsache ist aber, dass ich leider immer noch nicht im Lotto gewonnen habe. Schade eigentlich. Aber wie alle von euch, spiele ich gar kein Lotto, aber träume gerne mal von horrenden Gewinnen. Logik? Egal, man wird ja wohl noch träumen dürfen.

Dieses Jahr also gönnte ich mir meinen zweien Besuch dieser zauberhaften Insel und das über effektiv 6 Tage plus jeweils einen Tag An- und Abreise. Und was soll ich sagen – es war ein Hoch und Runter wie das berüchtigte isländische Wetter.

Im Prinzip hielt ich mich wieder ausschließlich in Reykjavik auf und wollte von dort aus möglichst viel erkunden. Ich kam im Hostel am Hlemmur Square unter, was einer der besten Ausgangspunkte in Reykjavik ist. Von dort aus kann man nämlich alles ziemlich gut erreichen. Das City Center schließt sich an und die Altstadt ist dem entsprechend in 10 Minuten zu erlaufen. Es ist gleichzeitig der zentrale Busbahnhof.

Für den ersten Tag buchte ich mir gleich eine der Day Tours. Das sind Tagesreisen zu den bekanntesten Sehenswürdigkeiten Islands, die die örtlichen Reiseagenturen anbieten. Das Typischste und für mich auch interessanteste war der Golden Circle. So wird die Rundtour zum Þingvellir, Gullfoss und Geothermalgebiet Haukadalur allgemein genannt. Leider war ich nach der Tour eher zwiegespaltener Meinung. Denn wenn wir ehrlich sind, sind das auch nur Kaffeefahrten mit schönem Ausblick. Man wird in einem Bus voller fremder Menschen herumkutschiert, hat absurd wenig Zeit, sich die Landschaft anzusehen und zu erkunden, bekommt vor Ort wenig gesagt nur Allgemeinheiten und wird von einem Restaurant zum nächsten Souvenirshop kutschiert. Denn dort, wo man was kaufen konnte, hatten wir letztlich am meisten Zeit. Toll. Ich empfehle also jedem, der einen Führerschein hat und sich das zutraut, lieber ein Auto zu mieten und auf eigene Faust alles zu erkunden.

Þingvellir, Island

Nichtsdestotrotz möchte ich noch ein paar Worte zu den Sehenswürdigkeiten verlieren. Denn ich wollte unbedingt das Þingvellir sehen. Es ist einer der geschichtsträchtigsten Orte Islands und dem Ort wohnt so viel Magie inne, dass ich am liebsten den ganzen Tag dort verbracht hätte. Das Þingvellir war früher einmal der zentrale Versammlungsort, wo sich die ersten isländischen Siedler jährlich trafen, um Recht zu sprechen, abzustimmen und ihre Vertreter zu wählen. Denn schon immer scheint die isländische Gesellschaft auf einen gemeinsamen Konsens zu bauen.

Gleichzeitig erzählt dieses Land noch eine viel ältere Geschichte. Denn hier treffen die Eurasische und Nordamerikanische Kontinentalplatte aufeinander. Oder genauer gesagt, bewegen sie sich um einen Zentimeter pro Jahr voneinander fort. Und so sieht es dort auch aus, zerklüftete Gesteinsketten ziehen sich an dem großen See Þingvallavatn entlang. Das Land ist weit und kahl und ist von Bergketten bzw. Vulkanen umgeben. Denn jeder Berg auf Island ist tatsächlich ein Vulkan. Die meisten sind aber nicht mehr aktiv. Genug Platz also, um herumzuwandern und zu erkunden, wenn man die Zeit dafür hat.

Gullfoss, Island

Es lohnte sich bei der Tour immer, einen Schritt weiter zu gehen und die Zeit voll auszunutzen. Denn erst dann, wenn man die Horden an Touristen hinter sich lässt, kann man das Land in seiner Gänze genießen und im inneren Auge festhalten.

So schön das Wetter auf den Bildern vom ersten Tag aussieht, hielt es sich leider nicht sehr lange. Die nächsten Tage wurde der Himmel von einer dicken Wolkendecke durchzogen, die manchmal nur für ein, zwei Stunden am Nachmittag aufbrach und die Sonne durchließ.

Neben ein paar Museumsbesuchen und einer Sightseeing Tour, erkundete ich Reykjavik in den restlichen Tagen ausschließlich zu Fuß. Was leider dazu führte, dass mir schon am dritten Tag die Füße so sehr weh taten, dass ich den Rest meines Urlaubs am liebsten im Bett verbracht hätte.

RuGl @ Iceland Airwaves

Zum Glück begann dann der zweite Teil meines Islandurlaubs. Denn ich wäre nicht ich, wenn ich nicht auch auf das Iceland Airwaves gehen würde. Das beste, tollste, schönste, vielfältigste und überhaupt kaum zu topere Festival Islands, wahrscheinlich gar Europas. Meine Meinung.

Ich hatte letzte Woche dazu schon etwas geschrieben. Und ergänzend kann ich nur sagen, dass Kate Tempest wirklich alle anderen Künstler so dermaßen im Schatten hat stehen lassen. Das ist unglaublich. Trotzdem es nur ein Auftritt im Rahmen eines Festivals war – denn diese sind meist kürzer, abgespeckter und haben einen ganz anderen Charakter als ein Konzert eines einzelnen Künstler – hat er es auf die Spitze der besten Auftritte/ Konzerte dieses Jahres geschafft. So energiegeladen und explosiv sind wirklich wenige Konzerte. Kate Tempest hat die Halle fast eingerissen mit ihren kraftvollen Texten und knallenden Beats. Unerreicht. Am liebsten hätte ich mir noch am selben Abend ein Ticket fürs nächste Berlin Konzert geklickt – nur leider war sie nur zwei Tage zuvor in Berlin. (Als ich schon auf Island war.)

Alles in allem war es wirklich schön mal von allem weg zu sein. Ich hatte viele Gelegenheiten zu lesen, ich habe eine Menge gesehen und gelernt. Auch hatte ich Zeit, einfach mal zu entspannen und mich zurückzulehnen oder auszuschlafen, denn ich hatte schließlich keinen Druck. Das war schön.

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Süchtig nach Festivals und Konzerten – geht das eigentlich?

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Anfang des Jahres dachte ich ja noch, das obligatorische Feel Festival würde mir als Highlight des Jahres ausreichen. Genauso lange trug ich aber den Gedanken mit mir herum, im November wieder nach Reykjavik zu reisen, um das Iceland Airwaves zu erleben. Was ich dann im Mai dann festmachte, mir das Ticket und den Flug buchte. Weil – jetzt mal ehrlich – da muss man doch nicht lange hin und her überlegen!

Und so freute ich mich Woche um Woche, die das Feel Festival näherkam. War gespannt auf die vielen musikalischen Überraschungen und war dann überrascht von der Größe, die es im Vergleich zum letzten Jahr angenommen hatte. Ich kam beschwingt, gut gelaunt und vollgetankt mit Sonne zurück in den Alltag – und was soll ich sagen? Ich war wieder angefixt. Angefixt von der Musik, den Künstlern, dem Flair, der Sonne und der kleinen Welt außerhalb des Alltäglichen, die jedes Festival für sich beansprucht.

Zum Glück gibt es da noch einige kleine, feine Festivals, die ich auf dem Kieker habe. Das Dockville zum Beispiel oder das Jenseits von Millionen. In meinem Facebook tauchte dann noch das alínæ lumr mit einem ganz zauberhaften Line-up auf. Doch schon meldete sich mein Gewissen: “Das Geld! Denk doch daran, dass das alles Geld kostet!” Aber wenn wir mal ehrlich sind, irgendwie geht es immer. Mein Drang, die sommerliche Euphorie aufrechtzuerhalten, war einfach stärker.

Ich meldete mich beim alínæ lumr als Helfer und kaufte mir ein Ticket für das Dockville. Ich kann nicht leugnen, dass ich immer noch mit dem Gedanken spiele, mich spontan als Helfer beim Jenseits von Millionen in zwei Wochen anzubiedern. Aber wahrscheinlich ist es doch zu krass, vier auseinander folgende Wochenenden nur in solchen “Extremsituationen” zu leben, die Festivals ja letztendlich immer sind.

Nun beschleicht mich aber leise die Frage: Können Festivals und Konzerte süchtig machen? Denn jedes Mal, wenn ich beschließe, ein Festival zu besuchen, bin ich ein kleines bisschen glücklicher. Von den Wochen und Tagen kurz davor ganz zu schweigen. Dabei kann ich nicht leugnen, dass dieses Gefühl schon Anfang des Jahres in mir leise klopfte. Als ich noch überlegte das Iceland Airwaves überhaupt zu buchen …

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Playlist: Iceland Airwaves 2014

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Kaum zu glauben, aber drüben auf Island, genauer gesagt in Reykjavik, ist man schon wieder voll dabei das diesjährige Iceland Airwaves zu planen. In meinem Soundcloud wurden vor wenigen Tagen wieder verdächtig viele Songs in den offiziellen Iceland Airwaves Account hochgeladen, geteilt und in einer jetzt schon weit ausschweifenden Playlist von mehr als zwei Stunden zusammengestellt.

Ich muss wohl nicht erwähnen, welche Gedanken sich in jeder freien Sekunde meinen Kopf schleichen. Dieses Jahr wieder hin gehen? Ein Traum, den zu planen gerade immer noch unmöglich ist. Wie immer weiß ich nicht, was in einem halben Jahr sein wird.

Und dann sehe ich dort an erster Stelle Jungle stehen (die übrigens am 8. Mai in Berlin spielen). Suche weiter, finde Highlands, Klangkarussell, Ballet School und die üblichen Verdächtigen von Futuregrapher bis Snorri Helgasson.

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Iceland Airwaves 2013 – Rückblick

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Auf Island geht man ein bisschen unbeschwerter durchs Leben, hatte ich den Eindruck. Denn nur in den wenigsten Venues wurden die Taschen der Besucher kontrolliert und wenn doch, machten eigene Kameras trotzdem keine Probleme. Jeder konnte seine DSLR mit aufs Konzert nehmen und Fotos machen, wie er lustig war. So konnte ich selbst mal die Möglichkeiten meiner Kamera ausprobieren und ein paar ganz gute Fotos von Borko, Sísý Ey und Bloodgroup mit nach Hause nehmen.

Die Konzerte waren allesamt beeindruckend. Dabei legen die isländischen Bands und Künstler die live-Latte ziemlich hoch. Selbst die kleinste Band machte eine stimmige Show aus ihrem Auftritt, riss das Publikum mit und gab 100 Prozent, wenn nicht sogar mehr. Aber auch das Publikum ließ sich nicht lumpen. Schon von Anfang an gut dabei veranstalteten sie dann mit dem später werdenden Abend eine fette Party bei Gold Panda, AlunaGeorge oder FM Belfast. Wobei letztere mir echt unglaubliche Konzerterinnerungen beschert haben. Wie die Band selbst gleich vom ersten Song Gas gab, sich selbst  und das Publikum mit Konfetti, Girlanden und mehr dekorierten und die Menge in dem zum Brechen gefüllten Saal zum Ausrasten brachte.

Dank des wirklich vielfältigen – und durchaus redundanten – Programms der On- und Off-Venue Shows konnte ich so ziemlich alle Bands sehen, die ich gerne live sehen wollte. Mit der Ausnahme von Samaris, da bin ich schon ein bisschen traurig. Sie spielten leider nur am Mittwoch und Donnerstag, ich jedoch war erst ab Freitag da. Trotzdem kann ich absolut keine Beschwerden gegenüber dem Festival anführen.

Ziemlich cool und Umfangreich war die Festival-App, die alles enthielt, was ein Festivalgänger sich nur wünschen kann. Alle Bands waren aufgeführt mit kurzer Beschreibung, der Zeitplan aller On- und Off-Venue Events konnte man dort einsehen, es gab zeitnah Reviews und Interviews in Zusammenarbeit mit dem Reykjavik Grapevine, eine Karte mit allen Locations und vieles mehr.

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Vom Träume erfüllen, Iceland Airwaves ’13 und Reykjavík

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Immer noch kommt mir alles wie ein Traum vor, aus dem ich heute Morgen erst erwacht bin und mich in meinem Zimmer in Berlin wieder finde, ohne dass sich etwas verändert hätte. Die graue Suppe steht unverändert am Himmel und schaut grimmig auf die im Alltag dahintrottenden Menschen herab. Jeden Moment könnte es anfangen zu regnen, zu schneien, Hagel oder sonst was könnte aus der Wolkendecke herunter brechen und es würde die allgegenwärtige gelangweilte und trübsinnige Stimmung kaum verändern. So ist das also, wenn man sich ein Stück weit einen Traum erfüllt.

Dabei bin ich gerade erst von einem Wochenende auf Island zurückgekommen. Drei Tage lang streifte ich durch die Straßen und Gassen der Innenstadt von Reykjavik, zog von einem Konzert zum nächsten, von der Lobby eines Hostels zum Designerstore – überall dorthin, wo meine Lieblingskünstler gerade einen Auftritt hatten. Ich drängte mich zwischen die vielen Besucher aus aller Herren Länder und der Jungend aus ganz Island, die genauso wie ich gekommen waren, um dieses einzigartige Festival mitzuerleben und die die Stadt aus allen Nähten platzen ließen.

Von den Szeneclubs bis zum Reykjavik Art Museum und dem Wahrzeichen Reykjaviks, dem Konzerthaus Harpa, waren alle Venues genauso einladend und beeindruckend wie das ganze Land. Fünf Tage lang feiern die Besucher auf dem Iceland Airwaves bis zur Erschöpfung oder wenn sie hart im Nehmen sind bis zum Sonnenaufgang um 9 Uhr. Fast alle Bands und Künstler, die die kleine Insel im Atlantischen Ozean zu bieten hat, treten an diesen Tagen in der Hauptstadt auf. Eine zu verpassen ist nahezu unmöglich, denn im Schnitt tritt jede Band 3-4 Mal On- und Off-Venue auf. Noch beeindruckender ist es, wenn man sich vor Augen führt, dass die meisten Bands aus den immer selben Personen bestehen, die sich neu kombinieren. So kommt es häufiger vor als man denkt, dass ein einzelner Künstler mehr als 10 Shows während des Festivals spielt. Den Rekord stellte hier Ragnhildur Gunnarsdottir 2011 mit unglaublichen 30 Auftritten in fünf Tagen auf, sie spielt unter anderem Trompete bei Of Monsters And Men.

Genauso lässig, wie die Künstler mit ihren unzähligen Shows umgehen, schländern die Besucher durch die Straßen, lassen sich treiben und von der Musik leiten, die aus den Läden hinaus und um die Ecken wehen. Drei Tage lang, war das mein Weg neue Bands zu entdecken, schöne Momente zu erleben und neue Menschen kennenzulernen. Denn das Publikum ist ein spannender Mix zusammengewürfelt aus Menschen, die seit Jahr und Tag auf diese Woche sparten oder sich erst zwei Wochen vorher spontan entschieden haben, nach Reykjavik zu fliegen. Sie alle haben aber eines gemeinsam – die Liebe zur Musik und die unbändige Neugier Neues zu entdecken.

Drei Tage lang ließ ich mich treiben und nahm mit offenen Augen und Ohren alles in mir auf, das von dieser atemberaubenden Landschaft rund um das urbane Leben der weitläufigen isländischen Hauptstadt hinter den Bars und Record Stores auf mich einprasselte. Der allgegenwärtige Gebirgszug Esja und der Kollafjörður zogen mich magisch an und ließen mich unentwegt auf das Meer hinaus starren. Die schönsten Plätze der Stadt findet man bei einer kleinen Wanderung auf dem Hügel Öskjuhlíð, auf dem sich ein Picknick zu fast jeder Jahreszeit lohnt und man den Blick von der Terrasse des Perlan über die gesamte Hauptstadtregion in alle Himmelsrichtungen schweifen und die Seele baumeln lassen kann. Oder an dem Stadtsee Tjörnin und seinem umliegenden Park, der erst Anfang des 20. Jahrhunderts angelegt wurde, wo Großeltern mit ihren Enkelkindern nachmittags die Enten, Schwäne und Wildgänse füttern gehen oder Pärchen auf einer Parkbank sitzend gemeinsam die idyllische Aussicht genießen.

Fern ab des Stadtlärms lässt es sich auf der Halbinsel Seltjarnarnes entspannt am Meer entlang spazieren, während man die frische Luft tief einatmet und sich gegenüber den Weiten des Meeres, dem sich anschließenden Grasland und dem entfernten Gebirge sehr klein und verloren vorkommt und nur noch den Leuchtturm Gróttuviti vor sich sieht.

Die Stadt mit nordischen Charme und Gelassenheit, dem unerreichbarem Stil in allen Belangen und den vielen einzigartigen und mit Liebe zum Detail ausgestalteten Shops und Bars schafft sich schnell seinen Platz im Herzen der Besucher. Und so war das Zurückkommen nach nur drei Tagen tatsächlich ein Gefühl, als wäre ich nach Monaten der Abwesenheit wieder in Berlin angekommen. Alles schien anders und die allgegenwärtige Hektik der Stadt irritierend fremd.