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Fernweh – Die Sucht abzuschweifen

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Mich überkommt zurzeit wieder das unbändige Gefühl von Fernweh, das mich von fremden Orten träumen lässt. Dass ich gerade sämtliche Reiseblogs und -kolumnen nur so verschlingen lässt, um wenigstens so dem Alltag zu entfliehen. Dabei ist es schon komisch, dass man erst richtig Fernweh bekommt, wenn man nur einmal wirklich weg war. Wenn man von der Freiheit gekostet hat. Dem Gefühl in einer anderen Welt zu leben, obwohl es einfach nur eine andere Mentalität ist. Und ich meine gar nicht mal die “ERASMUS”-Mentalität.

Vor zwei Jahren war ich das erste Mal richtig gereist. Das erste Mal richtig weit weg. Mit allem drum und dran, (fast) das erste Mal fliegen und das erste Mal allein, ohne Familie, mit Freunden war ich eh nie wirklich verreist. Ich war 5 Monate in Finnland und allein schon diese stille Freundlichkeit, die permanente Loyalität gegenüber alles und jedem -auch wenn man sich noch so wenig kennt, die Ordentlichkeit auch wirklich erst bei Grün über die Ampel zu gehen und nichts unrechtmäßiges zu tun. Die Tatsache in jedem Lokal, Café oder Club nach Wasser fragen zu können und es anstands- und kostenlos zu bekommen. Faszinierend.

Kurz zuvor war ich 5 Wochen lang in Bielefeld. Was mich ebenfalls sehr prägte.

2012 war ich dann auf Kruztrips: in Lissabon, auf Korfu, in Helsinki, in München, in Bonn & Köln und in Valencia. Überall das erste Mal. Und ich lernte Desden kennen. Eine wirklich lebenswerte Stadt. Ich würde es niemals ausschließen nicht doch mal dort zu wohnen. Fast wäre ich im Spätsommer/ Herbst dann wirklich für 3 Monate dorthin gezogen, nach dem es mit meinem Praktikum auf Island nicht klappte -dennoch hatte es mich bloß wieder nach Berlin gespült. In dessen Dunst ich mich immer noch wiederfinde.

Es geht mir nichtmal um Sommer, wilde Parties und Strand. Ich möchte lieber Gelassenheit, Winter und Nordlichter. Es geht mir auch nicht darum, immer etwas neues zu sehen. Ich glaube, nämlich nicht daran den europäischen Raum groß zu verlassen. Ich habe es jedenfalls nicht vor. Ich träume schon seit letztem Jahr davon, mit etwas Abstand, zurück nach Finnland zu fliegen und eine Art Rundreise zu machen: Helsinki – Tampere – Jyväskylä – Turku -Helsinki. Mindestens. Und zur Sommersonnenwende irgendwo in der Nähre des Nordpolarkreises zu sein.

Das Ding mit dem Weg fahren ist nämlich, dass du Leute triffst und sie dein Leben verändern können oder dir einfach zeigen, dass es auch anders  geht. Als ich letztes Jahr wieder für ein Wochenende in Bielefeld war, kam ich in einer WG unter, die mir die grenzenlose Toleranz zeigte, was ich  unwahrscheinlich beeindruckend fand. Das ganze Umfeld und die Freunde dieser Studenten zeigten mir eine ganz andere Welt. Und den Gender Bender, als Symbol dieser Welt. Bielefeld ist diese andere Welt, ist alles und nichts. Ist das Gegenteil des rechten Dorfes, in dem ich aufgewachsen bin. Es ist die Welt in der ich lieber aufgewachsen wäre. Aber ich schweife ab.

Fernweh aber beginnt für mich genau an dieser Stelle, wo andere Einstellungen und Ansichten dich erstmal völlig aus der Bahn werfen und du taumelnd versuchst den Weg wieder zu finden. Seien es Menschen, sei es Archtektur, sei es das Wetter. Dafür muss man aber auch bereit sein, sich frei machen von allem und aus der Geborgenheit seiner Freunde heraustreten. Sonst passiert das, was bei mir wieder anfängt. Die Sucht danach abzuschweifen und sich nirgends Zuhause zufühlen. Nicht mal in Berlin, meinem “Fels in der Brandung”. Wo mich Naivität und Blauäugigkeit sonst immer vor Schrecken bewahrte.

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  1. Toller Artikel! Hast du Tipps für interessante (deutsch- & englischsprachige) Reiseblogs? Mich interessiert auch hauptsächlich Skandinavien und ganz besonders Island. Grüße, Fello!

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  2. Eigentlich kenne ich gar nicht mal so viele Reiseblogs, schon gar nicht so spezielle Skandinavien-Blogs. Ich lese nur http://www.i-ref.de/ und das ist kein reines Reiseblog. Aber vielleicht kanntest du es noch nicht. :)
    Ach und danke für das Lob, Fello!

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